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2003 in Süd Amerika


Die „fünfte Jahreszeit“ ist angebrochen

In Ober-Abtsteinach ist die fünfte Jahreszeit angebrochen. Der OKACLU, der Traditionsverein der Odenwälder Fastnacht, stellte mit Prinzessin Susanne I. und an ihrer Seite Prinz Otto I. sein neues Prinzenpaar für die Kampagne 2002/2003 der Öffentlichkeit vor. Die Narren des vorderen Odenwaldes erwartet unter der Regentschaft von Otto und Susanne wohl eine großartige Kampagne.
Pünktlich um 20.11 Uhr traf sich das OKACLU-Komitee nach altem Brauch im Café Krapp. Dieter Langhals, in Kennerkreisen kurz „die Maus“ genannt, intonierte auf seinem Akkordeon nach der langen Durststrecke für die Narren den ersten Narhallamarsch der närrischen Saison. OKACLU-Präsident Hans-Peter Gärtner konnte zum „Stoanischer Nationalfeiertag“ zahlreiche Narrenprominenz willkommen heißen. Seine besonderen Grüße galten den Ehrensenatoren Leonhard Berbner, Peter Knapp und Heiner Berbner, den „Oldies“ des Vereins, sowie dem scheidenden Prinzenpaar Jochen I. und Prinzessin Sonja II. Noch einmal würdigte der Präsident die Verdienste von Jochen und Sonja und dankte im Namen aller Narren für die zurückliegende Kampagne und überreichte die traditionellen Abschiedsgeschenke. Die beiden Fastnachtsoriginale Stefan und Bernd entledigten das scheidende Paar der närrischen Insignien und gaben diese frei für die Nachfolger.
Die Spannung um das neue Prinzenpaar stieg von Minute zu Minute, doch war der Schleier noch nicht gelüftet. Die „Maus“ schraubte mit ihren Liedern von der „Sexy Emma„ und der „reizenden Köchin Constanze“ die Stimmung immer höher. Präsident Gärtner das Komitee auf, vor die Tür zu gehen, um das neue Prinzenpaar im Spalier zu empfangen. Ein großes Feuerwerk von „Hof-Feuermeister“ Reitermann kündigte den großen Moment an. Da öffnete sich die Tür des Gasthauses „Rose“ und der mutmaßlich Prinz Holger trat heraus, ging das Spalier ab und reihte sich dann aber bei den Untertanen ein. Die Verwirrung war den „Gelbjacken“ ins Gesicht geschrieben.
Plötzlich näherte sich ein Autokorso des Bauhofes der Nachbargemeinde Wald-Michelbach mit Blinklicht der Szenerie. Er stoppte vor dem Café und aus der letzten Karosse stiegen unter großem Helau Prinz Otto und Prinzessin Susanne. Die Arbeitskollegen des neuen Prinzen, seines Zeichens Wassermeister der Gemeinde Wald- Michelbach, hatten Otto zu seiner Inthronisation begleitet. Traditionsgemäß übergab das scheidende Prinzenpaar Jochen und Sonja dem neuen die närrischen Insignien, Zepter, Krone und Mäntel. Groß war der Jubel unter den Narren, als die „Tollitäten“ mit einem lautstarken Helau ihre Kampagne eröffneten.
Prinz Otto I. trägt den Beinamen „Nibelungenfürst von Leiselheim zu Stoanisch“. Nibelungenfürst deshalb, weil der Prinz selbst Autor und Schauspieler der Abtsteinacher Theatergruppe „Querbeet“ ist, die mit ihren Stücken wie „Siegfried, der Held“ und „Nero, der singende Kaiser“ in der Vergangenheit Furore machten. Leiselheim ist der Geburtsort der Prinzen und Abtsteinach seit seiner Heirat mit Susanne seine neue Heimat. Bekannt ist der neue OKACLU-Prinz auch durch seine tollen Auftritte in den Prunksitzungen des OKACLU, wie auch Prinzessin Susanne, die als Stepperin und Tänzerin auf der Narrenbühne Zuhause ist.

Karibische Klänge und heiße Salsa- Rhythmen

Weit über 2000 Gäste erlebten den OKACLU 2003 auf seiner närrischen Reise durch Südamerika, die für Auge und Ohr gleichsam zum Erlebnis wurde. Das neu gestaltete und dem Motto entsprechend gekrönte und durch Jürgen Oberle perfekt ausgeleuchtete Jugendheim bestand seine Feuertaufe als Showbühne für ein gut vierstündiges Spektakel.
Das innovative Bühnenbild, von Armin Hintenlang entworfen, zeigte einen Querschnitt durch den Kontinent von Kap Hoorn bis zu den Anden. Die Narrenshow selbst spielte sich auf einer Piazza im Vordergrund, umringt von Cafes und Bar, ab.
Atemberaubend war einmal mehr die Eröffnungsszenerie. Rhythmus "pur" brachte das Tanzritual der Ureinwohner, bevor Michael Trenkwald mit "Island in the sun" an die traumhaften Karibikinseln erinnerte. Die Ehrensenatoren Leonhard Berbner und Heiner Ebert, zwei Urgesteine der Stonischer Fastnacht, ergänzten die Szenerie, in die sich eine Reggae-Gruppe aus Jamaika in Rasta-Locken mischte. Eine SalsaFormation in tollem Outfit brachte das Blut der Gäste in Wallung.
Der Show-Tanz der Seniores, alles rassige Frauen der Stepptanz-Gruppe, kündigte die jungen, knackigen Samba-Tänzerinnen Rio an. Ein heißblütiger Animateur lockte sodann farbenprächtig kostümierte Tänzerinnen auf die Bühne, die zur großen Fiesta riefen. Eine Straßenkapelle empfing jetzt die OKACLU-Honoratioren: Präsident Hanspeter Gärtner, Sitzungspräsident Gerhard Höpfer, Vizepräsident Dr. Bernd Disam, Schatzmeister Bernd Öhlschläger und Zugmoderator Sven Tietze betraten die Showbühne, um dem Prinzenpaar die gebührende Ehre zu erweisen.
Die Straßenmusikanten holten dann Prinz Otto 1., Nibelungenfürst von Leiselheim zu Stonisch, und ihre Lieblichkeit Prinzessin Susanne I. mit samt dem närrischen Hofstaat am Saaleingang ab. Die Eröffnungsshow, von Hanspeter Gärtner ideenreich inszeniert, fand ihren Höhepunkt als alle Akteure die Bühne in ein buntes, närrisches Meer verwandelten. Angelika Beckenbach hatte die Tänze choreographiert. Beim Eröffnungs- und Mottolied der Kampagne 2003 stimmten alle mit ein.
Prinz Otto I. löste dann in seinem Prolog ein lang gehütetes Geheimnis: Der wahre Ursprung der Nibelungenquelle liegt in Ober-Abtsteinach, denn die Nibelungen wussten schon weiland sehr genau, wo Stimmung und Frohsinn zuhause sind.
Der guten Tradition folgend heizte Karl "Odenwälder Karl" mit seinem Vortrag das Stimmungsbarometer an. Schon beim Begrüßungsritual des Vollblutfastnachters waren die Gäste im Jugendheim "mittendrin und nicht nur dabei". Es folgte Gag an Gag, mit ebenso spitzer wie treffender Zunge vorgetragen, so die aktuelle Bedeutung der Abkürzung "SPD": Sie Plündern Deutschland.
In einer interessanten Choreographie mit großartigen, selbst gefertigten Kostümen tanzten die Lianen aus dem Dschungelbuch am Amazonasbecken einen Stepptanz auf klassische Melodien der gleichnamigen
Verfilmung. Die Rolle des einfältigen, aber ehrlichen Karlfried Sembowsky, der sich in diesem Jahr in ein Internet-Cafe verirrt hatte, war Sven Tietze wie auf den Leib geschnitten. In einem perfekten Vortrag, gepaart mit Gestik und Mimik, erkundete er die Cyberwelt auf seine Weise. Am Ende wurde er rausgeworfen, weil er nur das "Unter-Abtsteinacher Abitur" hatte, also zwölf Jahre Volksschule plus Tanzkurs.
Szenische Comedy der Extraklasse zeigten Prinz Otto Rettig und Partner Alexander Kohl in der Todesszene von Romeo und Julia. Wie schon in der Theatergruppe
"Querbeet", in der die beiden als Autoren, Regisseure und Hauptdarsteller glänzten, strapazierten sie auch auf der OKACLUBühne die Lachmuskeln der Gäste.
Marianne Bohrmann und Ria BerbnerSchmitt kamen im letzten Showteil vor der Pause als Putzfrauen des neuen Jugendheims auf die Bühne. Nach einem Vorstellungsgespräch bei Pfarrer und Bürgermeister, bei dem so manche "Umbaugeschichte" bekannt wurde, bekamen sie schließlich den Zuschlag. Immerhin hatten sie im Vorfeld einen Säulenputzkurs in Weinheims Moschee besucht.

Aus der Kuba-Krise wird eine prima Party in der Schweinebucht

Der mit Spannung erwartete Sketch des OKACLU-Komitees zu Beginn des zweiten Sitzungsteil war einmal mehr eine komödiantische Meisterleistung aller Akteure. Ideengeber, Texter und Regisseur Gerhard Höpfer verlagerte die Handlung nach Kuba und beleuchtete die einstige Krise auf seine Weise.
Straßenmusikanten erwecken die bunte Szenerie zum Leben. Präsident Battista (Bernd Disam), Fidel Castro (Peter Funke), sein Sohn Raul-Maria (Sven Tietze) und Che Guevara (Alexander Gärtner) befinden sich in emsigem Treiben, als Nikita Chrustschow (Michael Trenkwald) zu Besuch kommt und mit einem russischen Lied aufwartet. Als Gastgeschenk bringt er seinen kommunistischen Brüdern drei Musiker aus Armenien mit. Ihre Instrumente sind auf den Ton genau abgesägte Kunststoffflaschen, die eigenen Köpfe dienen als Resonanzraum. Ein tolle Idee, mit der Johannes Arnold, Conny Wetzel und Bertram Arnold richtig musizierten und tobenden Beifall ernteten.
Mit einer List macht sich Battista an Jaqueline Kennedy und Evita heran, bezirzt und entführt sie schließlich nach Kuba. Im Gegenzug entführen CIA-Agenten Castros Töchter (Sebastian Trenkwald, Jörn Brabez und Claus Hintenlang) nach ihrer begeisternden Interpretation des KetchupSongs. Als der Austausch der Geiseln erfolgt, kommt Prinz Otto ins Spiel. Er und Evita (Prinzessin Susanne) werden schließlich ein Traumpaar, die Krise ist beendet. Am Ende des Sketches, der von den Akteuren Gesang, Tanz und Schauspiel gleichermaßen abverlangte, sangen alle den Song:
"Prima Party in der Schweinebucht. " Als Radprofi berichtete Jochen Czelk von seinen Touren mit Familie und als Einzelzeitfahrer. Ein Vortrag mit vielen Spitzen und gelungenen Gags, souverän gehalten. Nicht wegzudenken aus dem Programm ist das Urgestein aller musikalischen Comedy, Stefan Arnold. Die Stimmungskanone musste in diesem Jahr ohne Partner Bernd Oberle auskommen. Arnold meisterte auch diese Hürde. Mit einem aus Abwasserrohren selbstgebauten Alphorn brachte er die Gäste zum Staunen. Bei seinem Lied "Kaulquappensocken" sangen alle im Saal den Refrain mit und schließlich ließ er sich mit einem Schlauchboot durch den Saal in Richtung Adria tragen.
Als durchgeknallter Künstler hatte dann Gerhard Höpfer zunächst lobende Worte für das Publikum im Saal, sparte aber auch nicht mit Spitzen und Ironie. So zog er Alfred Biolek in seiner Rolle als Fernsehkoch, der ja eigentlich gar nicht kochen könne, durch den närrischen Kakao.
"Die Wüste lebt", unter diesem Motto belebten ehemalige Prinzessinnen des OKACLU als tanzende Kakteen die Showbühne. Die originellen, selbst gefertigten Ganzkörperkostüme, gepaart mit einem bemerkenswerten Tanzarrangement, waren ein echter Augenschmaus. Als "Les foules" warteten Jörn Brabez und Sebastian Trenkwald mit einer komödiantischen Meisterleistung auf. Ihr mit Geisterhand geführtes Boole-Spiel brachte den Saal zum Toben. Pantomime, optische Tricks und inszenierte Parodie vereinten sich zu einem Erlebnis für Auge und Sinn.
Der Stolz des OKACLU, das Show-Ballett, verwöhnte die Gäste mit einem südamerikanischen Tanzmedley in beeindruckender Choreographie. Die Tanzformationen in farbenfrohen, prickelnden Kostümen zauberten zusammen mit den effektvollen Lichtspielen von Techniker Jürgen Ob erle eine ganz besondere Atmosphäre auf die Bühne im Jugendheim.
Höhepunkt vor dem großen Finale war einmal mehr Michael Trenkwald als "Heinrich von Horchitz" zusammen mit Partnerin Petra Berbner als "Elke, die Nelke" in einer Heesters-Parodie. Als "Dattergreis" mit Künstleranspruch spielte er sein komödiantisches Talent aus. Dabei soufflierte Elke dem "Vergesslichen" geduldig ins Künstlerohr. Und als die beiden am Ende zusammen "Heut' ist der schönste Tag in meinem Leben" intonierten, war die Begeisterung im Saal kaum noch zu toppen.
Beim großen Finale folgte dem traditionellen Lied auf das Prinzenpaar das Motto-Lied der Kampagne. Und beim OKACLU-Hit "Ja, das ist Stonischer Fastnacht" standen alle im Saal und es funkelten Hunderte von Sternspritzern.





Beschoppet die Humpen und stimmet mit ein

Prinz Otto I., Nibelungenprinz von Leiselheim zu Stonisch, hatte am gestrigen Sonntag, der OKACLU-Tradition folgend, zum üppigen Gelage mit Laudatio und Ordensverleihung geladen und alle folgten.
Am frühen Morgen traf man sich in der Privatresidenz des Prinzen, fürstlich empfangen und köstlich bewirtet. Selbst die Bürgermeister der Gemeinden Abtsteinach, Rolf Reinhard, und Wald-Michelbach, Joachim Kunkel, machten dem Prinzen ihre Aufwartung.
Die Hofmusikanten der Kirchenmusik kündigten den Abmarsch zur Burgschänke an. An den Straßenseiten verfolgten zahlreiche Besucher den Zug des gesamten närrischen Hofstaates durch die geschmückten Straßen Ober-Abtsteinachs. Prinz Otto fuhr hinter den Klängen der Musiker, hoch über seinen Untertanen, im Hebearm eines Radladers, gefolgt von allerlei Fatzköpfen und Possenreißern.
An der Burgschänke von Ritter Wolfgang wurde der Narrentross mit einem Feuerwerk von Bruder Dieter und seinem Holder gebührend empfangen. OKACLU-Präsidenten Hanspeter Gärtner eröffnete die Hofhaltung in der überfüllten Schänke. Die Laudatio auf das Prinzenpaar blieb Hofarchivar Dr. Bernd Disam vorbehalten. Die mit vielen Gags und Spitzen in mittelalterlichem Sprachfluss vorgetragene Hymne auf Prinzenpaar und Odenwald wusste zu begeistern. Der Archivar dankte dem Prinzen, dass auch er Wohlgefallen fand an diesem fast 40 Jahre alten Brauchtum der Stonischer Fastnacht. Das Spektakulum in der Prinzenresidenz „Steinach Superior“ habe eine Woche vor Fastnacht seinen festen Platz und mancher Trunk gelange zur rechten Zeit an die rechte Stelle.
Dr.Disam streifte das „prächtig Gepränge“ der Einholung und die Befugnisse der „Leibwach des Prinzen“, der Garde, die an diesem Tag den daherkommenden Vehikel und Fuhrwerken Mautgebühren abverlangten. Er erinnerte an die Ansalbung des Prinzen in des Ehrensenators „Krappchen Weinstub“ und die Inthronisation des 49. Prinzen. Sieben Mal lud der OKACLU in diesem Jahr zur Belustigung des ganzen Volkes zur großen Gaudi ins Jugendheim, wusste der Archivar zu berichten.
Auch über die Abstammung von Prinz und Prinzessin Susanne wusste die Chronik zu berichten. So war der Vater des Prinzen Jahrzehnte lang Karnevalspräsident in Leiselsheim, die Mutter der Prinzessin stamme aus dem berühmten Geschlecht derer vom Finkenhof zu Abtsteinach. Auch im bürgerlichen Leben habe es der Prinz zu Meisterwürden gebracht, sei er doch der „Magister aqua“ der Gemeinde Wald-Michelbach.
Mit besonderem Interesse verfolgten die Untertanen die Recherchen des Hofarchivars zu der Volksgruppe der Odenwälder. „Um nicht zu verhungern, nehme der Odenwälder größere Mengen von Kartoffelwurst und Most zu sich“, stellte Dr. Disam fest. Die Weiblichen seien eng mit den Ziegen verwandt, hätten sie doch immer etwas zu meckern. Ein besonderes Kennzeichen der Odenwälder aber sei seine ganzjährige Brumpftzeit.
Schließlich ließ der Hofarchivar alle Untertanen den Treueeid auf das Prinzenpaar bis zum Aschermittwoch schwören: „Beschoppet die Humpen und stimmet mit ein, der Stonischer Fastnacht ein dreifach Hellau“, beendete eine Laudatio, die die Untertanen zu lautstarken Beifallsbekundungen veranlasste, nachdem sie sich anerkennend von ihren Plätzen erhoben hatten.
Präsident Gärtner dankte dem Archivar mit den Worten: „Ich bin stolz, einen solchen Zweiten Vorsitzenden an meiner Seite zu wissen.“ Anschließend verlieh Prinz Otto I. seinen prinzlichen Orden. Der Orden in Form eines Harlekins mit Signatur ist in Form und Aufmachung fernab aller herkömmlichen Orden, jedoch äußerst geschmackvoll und originell und wird wohl bei jedem Narren einen Ehrenplatz finden.
Nun wurde das traditionelle Mahl aufgerufen. Bevor jedoch Prinzenpaar und Untertanen sich an Kartoffelwurst, sauren Gurken und Graubrot laben konnten, musste Ehrensenator Leo vom Lichte die „Giftprob“ vornehmen zum Schutze von Leib und Seele. Und mit den Worten: „Das Mahl ist probieret, versuchet und bewähret, expertum est“, gab der Ehrensenator schließlich das Startzeichen zu einem ausgiebigen Gelage, das bis in die Abendstunden dauern sollte.